Robert Kampczyk – Der Volleyball-Weltmeister, der mit seiner Kamera 100km über die Zugspitze rennt

Robert Kampczyk – Der Volleyball-Weltmeister, der mit seiner Kamera 100km über die Zugspitze rennt

Ich freue mich sehr Dir heute einen weiteren Gast in unserer Interviewserie echter Fitvolutionäre vorstellen zu dürfen: den reisenden Blogger, Fotografen, (Ultra-) Trailrunner und ehemaligen Volleyball-Weltmeister Robert Kampczyk.

Robert ist quasi ein Fitvolutionär der ersten Stunde. Mit ihm habe ich mich schon vor dem Websitelaunch über die Idee der Fitness Revolution Fitvolution ausgetauscht und er war einer meiner ersten treuen Leser und fleißiger Feedbackgeber.

Wie alle echten Fitvolutionäre ist Robert viel unterwegs und hat auf seinen Reisen immer eine ganze Menge Dinge um die Ohren. Trotzdem ist es für ihn sehr wichtig, dass er sich mit seinen Extremläufen immer wieder neuen Herausforderungen stellt.

Wer ist Robert Kampczyk?

Solltest Du Robert noch nicht kennen, möchte ich ihn Dir zuerst einmal kurz vorstellen:

Robert ist schon seit Jahren als reisender Fotograf regelmäßig von Sportveranstaltung zu Sportveranstaltung unterwegs. Zusätzlich schreibt Robert auf dem Blog Vitaminberge. über seine Teilnahme an diversen Trailrunning-Laufveranstaltungen. Als ob das noch nicht genug wäre, ist er außerdem im Team von VollKorrekt, wo er für die technische Optimierung von Blogs und Webseiten zuständig ist und arbeitet in einer Schweizer Software-Firma..

Ich habe Robert im Oktober 2014 auf der DNX in Berlin kennengelernt und mich direkt gut mit ihm verstanden.

Bei kleineren technischen Schwierigkeiten, wenn ich einmal auf dem Schlauch stehe oder einen Fehler in einem meiner CSS-Codes nicht auf Anhieb finden kann, dann ist Robert meist meine erste Anlaufstelle.

Robert und die Fitness Revolution

Eine Kleinigkeit, die besonders beeindruckend ist, was Robert alles in seinem Leben sportlich auf die Beine stellt ist sicherlich die Tatsache, dass er eine angeborene Behinderung namens Plexus Brachialis Lähmung hat. Diese führt dazu, dass er seinen rechten Arm nur stark eingeschränkt benutzen kann.

Das hat ihn jedoch weder vom Laufen, noch vom Schwimmen oder dem Volleyballspielen abgehalten. Denn all das hat Robert bereits auf höchstem Niveau gemacht. Und wenn ich auf höchstem Niveau sage, dann spreche ich hier von deutschen und internationalen Meisterschaften.

Mit der deutschen Volleyball-Nationalmannschaft (der Behinderten) hat Robert es beispielsweise in seiner aktiven Laufbahn geschafft viermal den World Cup/Weltmeisterschaft zu gewinnen.

Robert Kampczyk Volleyball Weltmeister

Heute macht Robert vor allem noch Trail- und Ultratrail-Läufe. Querfeldein zu laufen macht ihm einfach mehr Spaß, als das klassische Laufen auf der Straße. Dabei bringt er regelmäßig beeindruckende Strecken an wunderschönen Orten hinter sich.

Wir fragen, Robert antwortet

Jahn:
Hallo Robert. Sehr cool, dass Du jetzt auch hier im Interview bist! Deine Leistungen bei den diversen Läufen fand ich ziemlich beeindruckend und ich bin mir sicher, dass Du ein paar Dinge zu erzählen hast, die für meine Leser auch sehr interessant sein werden.

Robert:
Hallo Jahn, danke für die Fragen und dass du mich in den Kreis deiner Interviewten aufnimmst. Ich hoffe natürlich, dass deine Leser etwas aus meinen Antworten für sich daraus ziehen können.

Jahn:
Ständig begegnen mir Leute, die jede Kleinigkeit als Ausrede nutzen, warum sie keinen Sport treiben „können“. Du hingegen hättest mit Deiner Behinderung einen echten Grund viele der Sportarten, die Du betreibst nicht auszuüben, trotzdem tust Du es. Wie kommt das? Was treibt dich so an? Was ist Dein Erfolgsgeheimnis? Und macht es Dich manchmal wütend, solche Menschen mit ihren Ausreden zu begegnen, die eigentlich wirklich keinen Grund zum Jammern haben?

Robert:
Jammern ist eine typisch deutsche Angelegenheit. Ich mag es ehrlich gesagt nicht. Schließlich können wir viel selbst gestalten und etwas gegen den augenscheinlichen Missstand tun.

Wenn ich meine Behinderung vorschieben würde, dann wäre es auch nur eine Ausrede. Und bin ich ehrlich, auf zu viel muss ich nicht verzichten. Es geht vielleicht nicht so wie es andere können, aber das stört nicht. Es kann eh nicht jeder Alles.

Meine Devise ist immer erstmal alles zu probieren – wenn es dann nicht klappt oder nichts für mich ist, kann ich wenigstens aus voller Überzeugung sagen, dass ich es versucht habe und meine Entscheidung ist: Geht nicht.

Warum so viele andere Menschen jammern, es ist mir ein Rätsel. Aber nur sie selbst können etwas dagegen tun (wenn sie denn nicht jammern, dass es zu anstrengend wäre etwas tun zu müssen damit sie nicht mehr jammern … ein Teufelskreis).

Jahn:
Ich sehe ständig Bilder von Dir, wie Du irgendwo im Gebirge über Stock und Stein Deine Runden drehst. Welcher Lauf war der bislang beste/härteste  bei dem Du teilgenommen hast?

Robert:
Das fällt mir ehrlich gesagt sehr schwer zu sagen. Der Längste ist einfach: Das war im Juni der Zugspitz Ultratrail mit knapp 100km und über 4.300 positiven Höhenmetern. Der Schwerste war jedoch wohl der Sardona Ultratrail in 2014, als ich mein erstes DNF (Did not finish) wegen Kreislaufproblemen hinnehmen musste. Die Erkenntnis bzw. das Eingestehen es an diesem Tag nicht bis ins Ziel zu schaffen war sehr schwer, aber im Nachhinein richtig.

Rober Kampczyk beim Tail-Lauf im Gebirge

Jahn:
Wie oft und wie lange gehst Du denn dann in einer durchschnittlichen Woche etwa laufen?

Robert:
Seit Mitte Juni war ich gar nicht laufen. Die Hitze macht mich fertig. Normal sind aber 3-4 Laufeinheiten mit 60-80km. Aufgeteilt ist das dann in Dauerläufe und Intervalle. Für das eine große Ziel im Jahr gönne ich mir den Luxus einer Online-Trainerin, welche mich dann gerne auch mit Bergsprints und ähnlichen Einheiten quält.

Jahn:
Was meinst Du, wie lange und wie oft muss man als Untrainierter laufen gehen, damit man für so einen krassen Lauf wie Deinen Run über die Zugspitze fit genug ist?

Robert:
Zeit lassen. Ich bin vor fünf Jahren wieder in den Laufsport eingestiegen und habe mich über die verschiedenen Distanzen herangetastet. Es braucht Zeit und Geduld – und ein Ziel. Vor drei Jahren hätte ich dir noch den Vogel gezeigt, wenn ich gesagt hätte „ich laufe 100km“. Aber letztes Jahr entfachte die Idee und seitdem wurde daraufhin trainiert. Es ist jedoch nur ein Experiment. Was macht dein Körper mit dir? Schaffst du es? Ich habe es geschafft. Sogar viel besser als angenommen. Ob ich es jedoch wieder mache, ich weiß es nicht. Distanzen bis 60km sind wohl eher mein Ding. (Und trotzdem bin ich schon wieder für den 85km Madeira Island UltraTrail Feuer und Flamme)

Jahn:
Machst Du neben dem Lauftraining auch noch weiteren Sport? Gerade Kräftigungs- und Stabilisierungstraining ist ja für Läufer sehr sinnvoll. Machst Du in diesem Bereich etwas? Wenn ja, welche Übungen würdest Du meinen laufenden Lesern empfehlen?

Robert:
Nur Laufen geht nicht. Regenerative Alternativsportarten sind wichtig um dem Körper die Ruhe zu geben, welche er benötigt. Viele fahren Rad, meines steht unten in der Garage. Bei mir stehen Schwimmen, Yoga und natürlich Volleyball auf dem Plan. Ich spiele auch noch aktiv in einer Mannschaft in der Liga.

Kraft- und Stabitraining gibt es täglich. Dadurch habe ich kaum Rückenschmerzen, keine Bänderrisse und einfach eine gute Balance, die einem gerade über Stock und Stein zu Gute kommt. Wackelbrett oder alternativ auf der Matratze oder Sofa (wenn es der Partner zulässt) einbeinig stehen und Balance finden. Das gibt starke Sehnen.

Jahn:
Für viele meiner Leser ist auch die Ernährung ein sehr wichtiges Thema. Da ich Dich inzwischen ein bisschen kenne, fürchte ich mich ein wenig davor Dich diesbezüglich zu fragen. Ich tue es aber dennoch. 😉 Hast Du ein Ernährungsprinzip dem Du folgst, um in Form zu bleiben?

Robert:
Du hast mich also schon mal essen sehen? Masse (und trotzdem Klasse)! Ich esse sehr viel, aber durch meine 2,04m Körpergröße brauche ich dies auch. In meiner Zeit als ich in der Schweiz wohnte, schaffte ich es dadurch auf stolze 120kg. Inzwischen bin ich bei etwas unter 100 Kilo und eigentlich muss nur noch die Sicht auf das SixPack freigebrannt werden. Geschafft habe ich es durch eine bessere und vielleicht auch bewusstere Ernährung. Ich esse immer noch viel, aber keinen Müll mehr. FastFood ist fast komplett verbannt. Ich koche viel mit Gemüse und vor allem frisch. Vollkorn statt Weizen. Meistens jedoch ist es etwas mit Käse. Käse muss sein.

Und ganz allgemein gilt die Regel: mehr verbrennen als zuführen.

Jahn:
Also legst Du in erster Linie Wert auf hohe Qualität. Wäre es hier korrekt den Begriff „Clean Eating“ ins Feld zu führen? Mehr verbrennen als zuführen ist ja so eine Aussage, die sicherlich den meisten bekannt sein wird. Hier liegt jedoch für viele gerade die Herausforderung. Wie stellst Du sicher, dass Du weniger zuführst als Du verbrennst? Zählst Du Deine Kalorien oder hast Du dafür einen einfachen Trick?

Robert:
Clean Eating geht ja noch weiter in Richtung Nachhaltigkeit. Soweit treibe ich es noch nicht. Es geht einfach darum zu sehen was man isst und vielleicht auch wann (Kohlenhydrate morgens, Eiweiß abends). Ich denke eine Verallgemeinerung funktioniert beim Essen nicht. Jeder Körper ist anders, jeder muss für sich herausfinden was er gut verträgt und benötigt.

Der Trick mit dem Kalorien verbrennen? Gibt es keinen. Wer regelmäßig Sport macht (dazu gehört auch Treppe statt Fahrstuhl) und ausgewogen isst, muss nicht zählen. Lieber Gewohnheiten (Essen) verändern, als rechnen. Das würde nur frustrieren, da es das Gefühl von Verzicht auslöst.

Jahn:
Den inneren Schweinehund zu überwinden ist für viele eine echte Herausforderung. Dann fällt das ein oder andere Training schon einmal aus. Wie genau ist das bei Dir? Du läufst ja auch im Training regelmäßig sehr lange Strecken; fällt es Dir da manchmal schwer Dich an Deinen Trainingsplan zu halten?

Robert:
Meine Trainerin nennt mich den „Meister der Ausreden“. Keine, die ich noch nicht benutzt hätte, um nicht laufen gehen zu müssen. Es gibt Tage, da hast du einfach keine Lust. Die Krux daran ist: Du weißt, dass es dir besser geht, sobald du läufst. Aber der Schweinehund bellt lauter und du lümmelst mit Buch auf dem Sofa. Solche Tage wird es und muss es geben. Vielleicht sagt dir dein Körper,  dass es gerade etwas viel ist. Dann ruhen und am nächsten Tag raus. Auf keinem Fall aber auf Stress etwas nachholen. So schnell geht eine Form nicht verloren.

Vor Madeira im April war ich leicht kränklich und musste viel arbeiten. Ich war kaum laufen oder habe etwas anderes gemacht. Aber die Form steckte in mir und die Kraft aus der Ruhe brachte mich mit einer neuen persönlichen Bestzeit ins Ziel.

Jahn:
Ich habe gesehen, dass Du Dich vor einiger Zeit einmal verletzt hast. Das ist ja die Horrorvorstellung von jedem Sportenthusiasten. Wie bist Du damit umgegangen? Viele bilden sich ein sofort riesige Rückschritte in ihrem Trainingsstand zu machen und fangen deshalb viel zu früh wieder mit dem vollen Trainingspensum an. Hast Du hier vielleicht einen Rat, den Du jemandem geben würdest, der in einer solchen Situation ist?

Robert:
Echt? Welche Verletzung meinst du? Vermutlich meinen Sturz beim UltraTrail Lahmer Winkel. Das war aber nur ein blutiges Knie. Und wären die Krämpfe nicht gewesen, die ich dadurch bekommen hatte, wären die restlichen 40 Kilometer auch entspannter verlaufen. Zähne zusammenbeißen und weiter. Der Hagel und Regen hat es gekühlt.

skyrunning-mandarfen

Die riesigen Rückschritte gibt es nicht. Wie gerade schon erwähnt, hast du eine Grundform. Und es dauert bis du die verlierst. Wer verletzt ist, sollte umso mehr ruhen und lieber auf einen Start verzichten als vielleicht nie mehr schmerzfrei Sport treiben zu können. Das wäre es mir nicht wert. Nutze die sportfreie Zeit und gehe mal wieder richtig aus. Ins Kino, mit deinem Partner chic essen oder lesen. Es gibt so viele Abenteuer- und Lauf(Sport)bücher, so kannst du deine Freizeit mit der Planung deiner nächsten Abenteuer nutzen.

Jahn:
Wenn Du meinen Lesern zum Abschluss noch einen Tipp geben dürftest, wie sie zu echten Fitvolutionären werden können, welcher wäre das?

Robert:
Habt Spaß an dem was ihr macht. Setzt euch ein Ziel. Sei es ein Wettkampf oder einfach nur „60 Sekunden Plank“, 30 Minuten laufen oder auf einen Berg steigen. Wenn ihr auch Prokrastinierer seid wie ich, schafft euch Anregungen. Zum Beispiel durch Apps (Coach.me, Strava) und die Community (Facebook-Gruppen, Fitvolution Blog, Strava, mit Freunden zum Sport treffen).

Jahn:
Robert, vielen Dank für das interessante Gespräch. Ich denke da ist sicher der ein oder andere heiße Tipp dabei gewesen, von dem meine Leser profitieren können. Was hast Du denn jetzt als nächstes vor?

Robert:
Eine ganze Menge und doch wieder nichts. Mein Jahr war bis jetzt perfekt. Drei große Läufe und alle sehr gut verlaufen. Vom Wettkampf mache ich erstmal Pause. Vielleicht starte ich im Oktober noch beim Limone SkyRace, aber das wird spontan entschieden.

Ansonsten kann man mich fast jedes Wochenende bei Läufen an der Strecke treffen. Pitztal Gletscher Trail, Walser Ultratrail und viele mehr begleite ich mit der Kamera und nutze das natürlich auch als Training.

Jahn:
Das klingt als ob es in Deinem Leben nicht so schnell langweilig wird. Ich freue mich schon darauf bald neue Laufstorys von Dir zu lesen und wünsche Dir weiterhin viel Erfolg auf Deinem Weg.

Schlusswort zum Interview mit Robert

Das war es schon, das Interview mit Robert. Ich hoffe Du hattest Spaß beim Lesen und konntest ein paar Dinge finden, die für Dich nützlich sind. Wenn Dich das Thema Trailläufe interessiert, dann schau auf jeden Fall einmal auf Roberts Blog und/oder Facebook-Profil vorbei.

Ich habe vor mich selbst an so eine Herausforderung zu wagen und hole mir dafür bei Robert ein paar gute Tipps für meine Vorbereitung ab.

Wenn Du eine Frage hast, die Du gerne von Robert beantwortet haben möchtest, dann schreib sie am besten in die Kommentare. Robert hat mir versprochen hier alle Fragen, die kommen zu beantworten. 😉

Schon in Kürze wird es übrigens wieder ein Interview mit einem anderen Vorzeige-Fitvolutionär geben. Mit wem wird wie immer nicht verraten, aber das Warten lohnt sich!

Bis dahin, bleib fit!

SigJahn1

Und vergiss nicht: Deine Fitness ist Deine Gesundheit.

3 Kommentare

  1. Hallo Jan & Robert, danke für diese interessante Story, das ist mega inspirierend. Zur deutschen Mecker-Mentalität: Leider funktioniert dein Link zu „Jammerfrei“ nicht. Oder mach ich was falsch? Eine Freundin von mir jammert viel, und ihr habe ich dann auch eine NICHT-Jammern-Challenge ans Herz gelegt. Ergebnis: mehr Lebensfreude und Energie 🙂 Meine Devise ist auch erstmal alles zu probieren! Irgendwann mal vielleicht den Ironman wie Sven Wies.
    Ich habe so einen Respekt davor, danke für eure Motivation!

    Weiter so 🙂

    • Hallo Emma,
      vielen Dank für das Lob. Das war wirklich ein unglaubliches Erlebnis.
      Das Projekt Jammerfrei scheint es so nicht mehr zu geben, weshalb ich den Link entfernt habe.
      Viel Erfolg auf Deinem Weg zum Ironman! 🙂

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