Fitness ist kein Lifestyle – Jeder hat ein Recht auf Fitness

Fitness ist kein Lifestyle – Warum sich die Fitnessbranche verändern muss

Jedes Mal, wenn ich etwas wie „Fitness ist ein Lifestyle“ höre, könnte ich kotzen. Dieser Satz drückt nämlich genau das aus, was im Sport- und Fitness Umfeld seit Jahren total falsch zu laufen scheint. Nur wer richtig fit ist, der ist cool, der lebt den Fitness Lifestyle. Das geht aber natürlich nur, wenn man den Fitness Lifestyle auch so richtig Vollgas lebt. Wer so ein bisschen Sport treibt und auf seine Ernährung achtet, der lebt nicht den Fitness Lifestyle. Mach es ganz und richtig oder lass es sein, lautet die Devise.

Doch was ist mit den Menschen, die aufgrund ihrer Lebensumstände eben nicht in der Lage sind, mit Vollgas den „Fitness Lifestyle“ zu leben? Berufstätige, die viele Stunden am Tag arbeiten, Mütter und Väter, die sich um ihre Kinder kümmern müssen, Menschen mit einem ehrenamtlichen Engagement… Es gibt viele Gründe, warum man nicht die Zeit und Energie hat, um sich voll den Themen Sport und Ernährung zu verschreiben.

Alle diese Menschen fühlen sich von  der Fitness-Lifestyle Bewegung abgehängt oder sogar verarscht. Denn oftmals wird ihnen für ihre Situation weder Verständnis entgegen gebracht, noch werden wirklich Lösungen aufgezeigt, die in ihrer Situation langfristig umsetzbar sind.

Dieser Artikel ist ein Aufruf an alle, die gerne etwas für ihre Fitness tun wollen, sich nicht von diesem falschen Standard verunsichern zu lassen. Seid versichert, es gibt für jeden Möglichkeiten, Fitness in sein Leben zu integrieren.

Vor allem soll er aber auch ein Aufruf an alle diejenigen sein, die dieses Umfeld mit gestalten, etwas dagegen zu tun, dass diese Menschen sich von dieser Bewegung abgehängt fühlen und vom Thema Fitness überfordert fühlen.

Was viele Influencer der Szene meiner Meinung nach falsch machen

Ich bin jetzt ja schon seit ein paar Jahren (zugegebenermaßen als relativ kleiner Fisch) in der Szene der Fitness Blogger, Youtuber und Instagramer unterwegs. Ich bin der Meinung, dass unsere Bewegung dabei ist, ihren Sinn und Auftrag zu verfehlen.

Allen voran gehen unserer Bewegung einige super durchtrainierte und scheinbar immer top gestylte Jungs und Mädels mit Sixpack und einem Lächeln wie aus der Zahnpasta Werbung. Das ist der Standard, an dem man sich orientiert und das Ziel, das man erreichen möchte.

Sie schreiben über ihr hartes Training, posten Bilder von ihrem gesunden Essen und ihren Supplementen und stellen es dar, als wäre alles ganz leicht, genau das gleiche zu erreichen. Dafür müssen sie nur das tun, was sie auch tun. So unrealistisch das für die meisten Menschen auch sein mag.

Leider lasse ich mich auch so manches Mal mitreißen. Dazu stehe ich auch ganz offen. Immerhin ist es cool zu zeigen, was man gutes macht und es ist toll dazu zu gehören und Anerkennung für seine Leistungen zu bekommen… und irgendwie will man ja auch mit gutem Beispiel vorangehen.

Das ist schon eine sehr einseitige Darstellung, die mich immer wieder stört. Wer dann jedoch noch behauptet, dass jeder mit seinem Online Fitnesskurs und/oder mit seinen neuen Nahrungsergänzungsmitteln in 8 oder 12 Wochen genau das auch erreichen kann, der ist einfach weltfremd. Das alles soll dann auch noch ganz einfach und mit wenig Aufwand gehen.

Wir alle wollen etwas verkaufen. Sei es eine Dienstleistung als Personal Trainer, Kleidung, Sportgeräte, Nahrungsergänzungsmittel, unser Buch oder einen Onlinekurs. Schließlich müssen wir alle von etwas leben. Vermutlich steigert es auch die Kaufwahrscheinlichkeit, den potentiellen Kunden genau das zu erzählen, was er hören möchte. Doch macht es das zur richtigen Message?

Wollen wir uns zu Helden machen, zu denen man aufschaut und die eine unrealistische Lösung verkaufen? Oder wollen wir authentisch sein, zeigen worauf es ankommt und wie der Weg zu schaffen ist?

Was wir tun können, um es besser zu machen

Ich denke nicht, dass es nötig ist, dass wir Blogger, Youtuber, Instagamer und Co. unser Verhalten komplett auf links drehen. Wenn wir jedoch ein paar Dinge an unserer Kommunikation ändern, könnten wir meines Erachtens damit unserer gesamten Gesellschaft einen Gefallen tun.

Die „Fitness Lifestyle“ Community ist nur ein kleiner Teil der Menschen, die wir erreichen wollen (sollten). Die meisten Menschen schrecken dieser falsche Standard und diese scheinbare Perfektion nur ab. Damit tragen wir mit einseitiger Kommunikation zur Verschärfung der Extreme nur weiter bei.

Seid deshalb noch ehrlicher und offener zu Euren Fans, Lesern, Hörern und zeigt auch hin und wieder eure Schwächen. Wir sollten Vorbilder sein, doch wir sollten auch authentisch sein und zeigen, dass niemand unfehlbar ist.

Gebt Hoffnung und zeigt Wege zu den individuellen Zielen. Seid Euch klar darüber, dass auch aus Eurer Sicht deutlich kleinere Ziele, als Euer Standard, echte Meilensteine für Eure Fans und Follower sein können.

Vor allem seid auch offen darüber, dass es nicht immer einfach sein wird und dass es Zeiten geben wird in denen es schwer wird, wenn man Dinge in seinem Leben verändern und seine Fitness verbessern möchte.

Macht den Leuten auch unbedingt klar, dass es um Nachhaltigkeit geht. Euer Programm oder Produkt kann der beste Startpunkt sein, den es gibt. Ihr solltet dabei jedoch immer auch ein gutes Rezept mit auf den Weg geben, mit dem der lange Weg danach  fortgesetzt werden kann.

Lasst uns den Kontakt zu den Menschen suchen, die unsere Hilfe wirklich brauchen. Das sind vermutlich viel mehr Leute, als wir aktuell ansprechen.

Einige tun hier schon viel und darüber bin ich froh. Bei vielen in der Szene muss unser Aufklärungsauftrag jedoch erst noch ankommen. Lasst uns die Welt zusammen ein bisschen fitter machen! 🙂

Was Du tun kannst, wenn Du verunsichert bist und fit werden möchtest

Lass Dich nicht verunsichern. Such weiter nach Mitteln und Wegen. Es gibt durchaus Blogger, Youtuber und andere gute Vorbilder da draußen, die verstanden haben, worauf es für Dich wirklich ankommt und Dir weiterhelfen wollen und können. Ich glaube auch fest daran, dass eben diese in Zukunft auch noch mehr Präsenz bekommen werden.

Schließ Dich mit anderen Gleichgesinnten zusammen. Ein Trainingspartner z.B. ist wirklich Gold wert. Such Dir eine Facebook-Gruppe, die wirklich zu Dir und Deinen Zielen passt. Das mögen nicht die ganz großen Fitness Communitys sein. Wenn Du jedoch eine Weile suchst, wirst Du die passende Gruppe finden, wo man sich gegenseitig hilft und gemeinsam seine Fortschritte feiert. Schau Dir z.B. mal die Endlich mehr Sport FB-Gruppe an.

Lass Dich nicht von den Postermodels blenden, die scheinbar alle Dinge richtig machen und denen alles zuzufallen scheint. Finde Deine eigenen Ziele und verfolge diese. Schaffe ganz gezielt gute Gewohnheiten und gestalte Dein Leben Schritt für Schritt fitter und gesünder. Ich glaube daran, dass sich ein fittes Leben für jeden realisieren lässt. Das gilt auch für Dich!

Viele Grüße

SigJahn2

Vergiss nicht: Deine Fitness ist Deine Gesundheit!

8 Kommentare

  1. Hey Jahn!
    Schöner Artikel, der zum Nachdenken anregt. Super, dass du so offen damit umgehst. Ich denke, da können sich alle Fitnessblogger eine Scheibe davon abschneiden, ich eingeschlossen. 😉
    Vom Fitness Lifestyle zum fitten und gesunden Leben ist dabei ein schöner Gedanke.
    Viele Grüße
    Pat

  2. Hey Jahn,
    ein sehr lesenswerter Artikel. Hat mich zum Nachdenken gebracht. Über so Slogans wie „#mehrrealitätaufinstagram“ ist die Sache mit der Authentizität in den sozialen Medien ja schon ein bisschen stärker in den Fokus gerückt, auch wenn ich finde, dass da ein gewisses Maß an Wichtigtuerei mitschwingt. Man kann auch Aufmerksamkeit auf sich ziehen, indem man alle seinen privaten Probleme und psychologischen Untiefen vor der „Community“ ausbreitet und dadurch Sympathie erhascht. Weiß nicht, ob das wirklich sinnvoller/ehrlicher ist.. Aber in dem Hauptpunkt stimme ich dir natürlich zu, dass wir als Blogger dazu da sind, so viele wie möglich zu motivieren (ohne Hintergedanken) und jeden kleinen Schritt nach vorne zu unterstützen.
    In diesem Sinne,
    liebe Grüße,
    Lotta

    • Hi Lotta,
      es freut mich, dass einige mir hier zustimmen. Der Schuh hat mich an dieser Stelle schon länger gedrückt. Ich hoffe, dass wir über unser Netzwerk hier ein paar positive Akzente setzen können. Mehr Realitätsnähe, angemessene Lösungen für echten Bedarf und ein stärkerer Fokus auf gesundheitliche Aspekte braucht die Fitnessszene.
      Natürlich ist es nicht hilfreich, wenn ähnliche Argumente dann missbraucht werden, um Sympathien und Mitleid zu erhaschen. Doch ich denke, dass es früher oder später den meisten Followern auffällt, ob jemand authentisch ist oder nur aufgesetzt.
      Viele Grüße
      Jahn

  3. Hallo Jahn,

    vielen dank für die gewohnt offenen Worte. Ich habe mich nie als Teil der Fitnessbloggerwelt gefühlt, auch wenn ich einen solchen betreibe. Ich bin Mensch, mir ist Sport wichtig, aber ganz sicher nicht alles in meinem ausgefüllten Leben.

    Vielen Dank auch, das du meine Facebook-Gruppe empfiehlst. Es ist unglaublich, was dort in einem Jahr für eine tolle Gemeinschaft entstanden ist. Gestern fand das erste Gruppentreffen in Realität statt und man hatte das Gefühl, das man sich mit lieben alten Bekannten trifft. Einfach wunderbar – und das beste – ein Teil der Leute macht heute ihren ersten offiziellen Lauf. DAS ist Sport und darum mache ich da ganze!

    Viele Grüße
    Torsten

    • Hallo Torsten,

      offen Dinge anzusprechen, die man besser machen könnte und sollte gehört für mich ab und zu einfach dazu und es freut mich, dass das Feedback sehr positiv ist.
      Ich weiß, dass Du eine andere Art der Betrachtung auf die Fitness-Bloggerszene vorziehst. Ich denke jedoch, dass wir hier einfach eine Teilbewegung ausmachen, die versucht eine andere Richtung einzuschlagen. Ich denke, dass wir damit auch auf einem guten Weg sind. 🙂
      Die Gruppe ist wirklich ein tolles Beispiel dafür, wie sich auf Facebook eine gute und positive Community entwickeln kann und ich bin auch gerne dabei.

      Viele Grüße
      Jahn

  4. Hallo Jahn,
    vielen Dank für diesen Artikel. Mir persönlich gehen viele der falschen Versprechungen tatsächlich auf den Senkel – meiner Meinung nach ist es ziemlich unwahrscheinlich zB innerhalb von 12 Wochen absolut fit zu werden, wenn man dieses oder jenes Proteinpulver nutzt… ätzend. Es gehört viel mehr dazu, Bewegung UND gesunde Ernährung in den Alltag zu integrieren ist für viele ein riesiger Schritt. Auch für Danny und mich – wir haben uns leider sehr gehen lassen in den letzten 1,5 bis 2 Jahren (es gab einfach zu viele andere Lebensbaustellen) und das erstmal wieder „abzuarbeiten“, bzw. zu ändern… puuh. Aber jetzt ist der Schalter im Kopf wieder umgedreht und wir bleiben dran und lassen uns von so manchen „perfekten“ Instagrammern und Co nicht irritieren.
    Denn: gesunde Ernährung soll vor allem schmecken und in den Alltag integrierbar sein!
    Liebe Grüße, Natalie

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