Jetzt kommt mir auch noch so eine Dahergelaufene mit Crossfit! Ist das nicht diese US-Trendsportart mit militärischem Drill, bei der selbst die weiblichen Athleten wie Hulks aussehen? Für Normalos ist das ganz bestimmt nichts! Das ist doch viel zu hart und außerdem gefährlich!?
Zugegeben, diese Darstellung ist bewusst ein wenig überspitzt und einseitig, aber wer die diversen Fernsehsendungen und Erlebnisberichte übers Crossfit-Training gesehen hat, mag schnell zu diesem voreiligen Schluss kommen.
Ich schreibe diesen Artikel nicht, um eine Lanze für Crossfit zu brechen, auch wenn ich es für eine sehr effektive und gute Art des Trainings halte. Vielmehr geht es mir darum aufzuklären,
- Was Crossfit wirklich ist
- Welche der Vorurteile über diese Sportart du beruhigt hinter dir lassen kannst
- Wie du Sport über Crossfit ideal in deinen Alltag integrieren kannst, auch wenn du nur wenig Zeit hast
Natürlich gibt es mehr als nur 7 Gründe dafür, aus denen ich dir Crossfit ans Herz legen könnte. Aber da die 7 so eine vollkommene Zahl ist und du wahrscheinlich nicht ewig Zeit für diesen Artikel hast, versuche ich dir hier die schlagkräftigsten zu nennen. Vielleicht kann ich dich ja überzeugen!?
1. Du verlässt deine Comfortzone – und kannst nur gewinnen!
Gewohnheiten aufzugeben und aus seiner Comfortzone herauszutreten, die einem bekannt und bequem erscheint, ist immer auch ein Stück mit Risiko verbunden. Denn Routinen geben uns Sicherheit, indem sie uns schwierige Entscheidungen ersparen und damit auch manche Fehler vermeiden helfen. Zwar fällt es manchen Personen – je nach Charakter – leichter, Dinge loszulassen und spontan zu agieren, aber die meisten von uns fürchten sich insgeheim doch davor, ihren Plan umwerfen oder eine Aufgabe zu erledigen, der sie sich nicht gewachsen fühlen.
Dabei birgt ein solches Wagnis doch auch Chancen. Nicht umsonst heißt es in einem alten Sprichwort: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Wer also im übertragenen Sinne immer nur seine Tiefkühlpizza aus dem Supermarkt holt, anstatt es selbst einmal mit dem Kochen zu versuchen, wird wohl nie herausfinden, dass „echtes Essen“ um einiges besser schmecken kann. Das Erlebnis und der berechtigte Stolz darauf, etwas erreicht zu haben, ist umso größer, je weiter man von der Gewohnheit abgewichen und aus seiner Comfortzone herausgetreten ist. Zugegeben: Das mit dem Kochen kann auch mächtig schief gehen, wenn man gar keine Ahnung hat und wie wild herumexperimentiert. Aber in Erinnerung bleiben wird wohl eher ein versalzenes Essen als das ewiggleiche Dosenfutter!
Wenn du deine Komfortzone verlässt, gibt es also einiges zu gewinnen (wie auch Jahn in diesem Artikel schon einmal aufgeführt hat): Erfahrung, Selbstvertrauen, Mut, Sicherheit und vielleicht auch den ein oder anderen Preis für deine Bemühungen.
Genauso wird es dir mit Crossfit ergehen. Du wirst etwas gewinnen, wenn du es ausprobierst.
Vielleicht entdeckst du darin sogar plötzlich deine Sportart und wunderst dich hinterher, warum du erst jetzt dazu kommst. Auch wenn das nicht der Fall sein solltest und du feststellst „Das ist nichts für mich“, kannst du immerhin noch stolz drauf sein, dass du dich getraut, ein Abenteuer erlebt und etwas daraus gelernt hast!
2. Du trainierst umfassend: die Vielfalt des Trainings
Wenn du dich für verschiedene Sportarten begeisterst und dich vielleicht nicht für eine entscheiden kannst, ist Crossfit genau das richtige für dich! Denn darin werden Elemente aus dem (Geräte-)Turnen mit Eigengewichtsübungen, typischen Ausdauersportarten und dem Gewichtheben vereint. Ziel ist es nämlich nicht, in einem einzigen Bereich super gut zu sein, sondern vielmehr möglichst alle Bereiche abzudecken und insgesamt einen hohen Grad an Fitness zu erreichen. Laut dem Gründer der Sportart müssen Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit, Schnelligkeit, Geschicklichkeit, Balance, Koordination und Genauigkeit gleichermaßen geschult werden, um fit zu sein.
Mit Crossfit, das so ein vielfältiges Training bietet, kannst du diese umfassende Fitness erreichen!
3. Du trainierst ausgewogen: alle Körperpartien werden angesprochen
Wer im Fitnessstudio pumpen geht, bekommt so manchen gut definierten Körper präsentiert. Man sieht die Muskeln spielen und staunt über diese enorme Leistung, die der Bodybuilder oder die Bodybuilderin erbracht hat. Natürlich haben sie eine Menge an Zeit und Energie investiert, waren diszipliniert und haben vielleicht sogar eine harte Diät dafür durchgezogen. Das verdient Respekt! Aber sind die betreffenden Personen wirklich fit? Und könnte so jemand auch einen Hindernislauf bestreiten?
Im Crossfit ist die Definition von Fitness eine ganz spezielle: Fit ist nämlich nicht der, der seine Muskeln stählt, um gut auszusehen, sondern derjenige, der imstande ist, mit seinem Körper die unterschiedlichsten sportlichen Herausforderungen zu meistern! Funktionalität ist hier das Stichwort: Es kommt quasi darauf an, dass du deinen Bizeps in allen Lebenslagen gebrauchen kannst – und nicht nur an den 2-3 Maschinen oder Hanteln im Studio. Außerdem soll der gesamte Körper trainiert werden, damit du nicht einen überdimensionierten Oberkörper bekommst, während deine Beine mickrig bleiben. Im Crossfit werden daher in komplexen Übungen gleichzeitig mehrere Muskelgruppen angesprochen. Mit Burpees beispielsweise forderst du sowohl deine Oberschenkel und Waden, als auch Trizeps und Brust. Ganz nebenbei kurbelst du noch deinen Kreislauf ordentlich an! Durch das isolierte Training an Geräten erreichst du diesen Grad der Fitness wohl kaum.
4. Du trainierst effizienter und kannst dabei eine Menge Zeit sparen
Gerade diejenigen, die einen stressigen Job und folglich wenig Zeit haben, wird diese Nachricht freuen! Das Training im Crossfit ist effizienter als die meisten anderen Sportarten, weil auf einem sehr hohen Intensitätsniveau trainiert wird. Zu gut Deutsch: Du powerst dich zwar ordentlich aus, bist aber dafür früher fertig als zum Beispiel beim herkömmlichen Krafttraining! Praktisch bedeutet das, dass die meisten WODs – oder „Workouts of the day“, wie die Trainingseinheiten im Crossfit genannt werden – nur etwa 20 Minuten dauern. In der Regel wird nämlich entweder „on time“, also eine vorgegebene Anzahl von Wiederholungen auf Zeit oder aber AMRAP („as many repititions as possible“), d.h. so viele Wiederholungen wie nur möglich in einer bestimmten Zeit trainiert. Dabei werden verschiedene Grundübungen miteinander verknüpft, was den Grad der Anstrengung natürlich noch erhöht.
Als eines der härtesten WODS gilt nicht ohne Grund Murph. Das besteht nämlich aus 1 Meile laufen, 100 Klimmzügen, 200 Liegestützen, 300 Kniebeugen und wieder 1 Meile laufen – alles auf Zeit. Es gibt aber natürlich auch Kombinationen für andere Niveaustufen. Zum Beispiel muss man bei „Cindy“ pro Runde nur 5 Klimmzüge, 10 Liegestützen, 15 Kniebeugen absolvieren – und dann das Ganze so oft wiederholen, bis 20 Minuten rum sind. Hinterher ist man allerdings in der Regel auch platt und weiß am Abend, was man gemacht hat! Viele weitere Kombinationen werden täglich – zum Teil auch mit Videoanleitungen – auf der offiziellen Website von Crossfit gepostet.
5. Du wirst leistungsfähiger, weil du an deine Grenzen gehst
Verbunden mit dem intensiven Training ist natürlich ein hoher Energieverbrauch. Aber du verbrennst im Crossfit nicht nur Fett, du erhöhst auch deine sportliche Leistungsfähigkeit in vielen Bereichen. Wie funktioniert das genau?
Das Prinzip ist einfach: Nehmen wir an, du sitzt zum ersten Mal in deinem Leben auf einer Rudermaschine, um dich aufzuwärmen. Wahrscheinlich bringst du eine gewisse Grundfitness mit, aber dein Körper wird früher oder später doch an seine Grenzen kommen. Sei es, dass du einfach keine Kraft mehr in Armen und Beinen hast, dass dein Puls auf 180 steigt oder dass dir sprichwörtlich die Puste ausgeht. Dein Körper wird sich vielleicht denken, dass ihn diese Art der Belastung jetzt wohl öfter erwartet und auf den Trainingsreiz reagieren, indem er zum Beispiel Muskeln aufbaut oder dein Lungenvolumen vergrößert. Das macht sich vielleicht nicht sofort bemerkbar, aber über kurz oder lang werden Kraft und Kondition bei dir zunehmen. All das versteht man letzten Endes unter einer erhöhten Leistungsfähigkeit.
Vielleicht argumentierst du jetzt, dass man diesen Trainingseffekt, die sogenannte Superkompensation, auch in jeder beliebigen anderen Sportart erreichen kann. Sonst hätte es schließlich nicht viel Sinn, regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen. Einerseits ist das wahr, andererseits stellt sich in vielen Sportarten auf die Dauer ein Gewöhnungseffekt ein, sofern nicht die Intensität gesteigert – also schneller, länger oder in kürzeren Abständen trainiert –wird. Wer alle paar Tage sein Stündchen laufen geht, kennt diese Stagnation vielleicht genauso wie ein Body Builder, der ab einem bestimmten Gewicht einfach nicht mehr steigern kann, ohne die Technik unsauber auszuführen. Bei Crossfit tritt dieser Gewöhnungseffekt einfach nicht ein, weil durch neue Übungenskombinationen und die Intensität ständig neue Reize gesetzt werden. Somit trainierst du im Crossfit sehr oft an deiner Leistungsgrenze und verschiebst diese dadurch immer ein Stückchen nach vorn.
6. Du kannst dich mit anderen messen und aus dem Wettbewerb Motivation schöpfen
Dazu, dass du ständig an deiner Fitness arbeitest, trägt auch der Wettkampfcharakter von Crossfit bei. Natürlich versucht jeder Athlet, die eigenen Rekorde zu brechen. Aber auch beim gemeinsamen Training in so genannten Boxen – das sind die Fitnessstudios im Crossfit – kann man sich miteinander messen. Und das ist ein wichtiger Faktor für die Motivation!
Außerhalb der Boxen findet der Wettbewerb auf einer anderen Ebene statt. Im Crossfit gibt es nämlich seit einigen Jahren die „Games“, bei denen jährlich der fitteste Mann bzw. die fitteste Frau der Welt gekürt werden. Die Teilnehmer an dem Contest müssen sich über zwei Vorentscheide – die „Open“, bei denen im Prinzip jeder seine Ergebnisse per Videobeweis einreichen kann und die „Regionals“, zu denen nur eine bestimmte Anzahl von Frauen und Männern aus 16 Kontinentalregionen zugelassen werden – qualifizieren. Von diesem Wettkampf geht nicht nur eine unglaubliche Menge an Energie, sondern auch viel Motivation fürs eigene Training aus. Wer einmal diese mehrtägigen Veranstaltungen verfolgt hat (auf der Website der Crossfit-Games werden sie live übertragen), der staunt nicht nur, was die „ganz Großen“ so erreichen, sondern den packt sicher auch die Lust, es einmal selbst zu probieren.
7. Du bist Teil einer einzigartigen Gemeinschaft und hast eine Menge Spaß im Team
Vielleicht bist du ja nicht so der Wettkampftyp und hast keine Lust, dich ständig mit anderen zu messen? Dann kann ich dir nur die Crossfit-Gemeinschaft ans Herz legen. In den Boxen wird zwar auch viel zusammen geschwitzt und geschuftet, aber natürlich entstehen dort auch Freundschaften. In einer Gruppe, die gemeinsam am selben Ziel arbeitet, ist zum einen eine gemeinsame Basis da; zum anderen lernt man sich und andere beim Training ziemlich gut kennen – fast wie in einer Familie.
Möglicherweise entsteht so ein Verbundenheitsgefühl in jedem beliebigen Schach- oder Kegelclub auch, aber das Besondere am Crossfit im Gegensatz dazu ist einfach, dass man sich gegenseitig zu gesundem Essen und Sporteln animiert, anstatt zum Rumhocken und Biertrinken. In einem guten Studio unterstützt man sich gegenseitig, fiebert mit den anderen mit und freut sich über deren wie über die eigenen Erfolge. Im Crossfit bist du eben kein verbissener Einzelkämpfer, sondern kannst dein Training in Gemeinschaft mit netten Menschen absolvieren.
Zum Schluss noch ein paar Tipps für blutige Anfänger:
Wie du vielleicht schon herausgelesen hast, kann man Crossfit auf jedem sportlichen Niveau betreiben. Du brauchst also keine Angst zu haben, dass du zu schlecht oder unsportlich wärst. Dazu sind ja gerade die Trainer in den Boxen da, die dich – ähnlich wie ein Personal Trainer – betreuen und anleiten.
Auch, was die häufig beschworene hohe Verletzungsgefahr angeht, brauchst du dir in einem guten Crossfit-Studio (wie oben beschrieben) keine Sorgen zu machen. Kein Crossfitter hat ein Interesse daran, sich die Knie kaputt zu machen oder die Schultern auszurenken. Daher wird zuallererst eine saubere Technik eingeübt. Nur, wer die beherrscht, darf auch an die Gewichte – auch das wieder unter fachkundiger Aufsicht eines Trainers. Im Übrigen wird in dieser Sportart auf ein ausgiebiges Warm-Up und nachträgliches Dehnen wertgelegt, was Verletzungen vermeiden hilft und die Beweglichkeit steigert.
Apropos gutes Studio: Woran erkennt man das eigentlich?
Apropos, gutes Studio! Leider garantiert die Marke Crossfit nicht automatisch eine top ausgerüstete Box mit einem fähigen Trainerstab. Auf jeden Fall solltest du dir zumindest die Gerätschaften, die Community, den Betreuungsschlüssel und eventuelle Spezialausbildungen der Trainer (zum Beispiel als olympischer Gewichtheber oder Turner) einmal genauer ansehen, bevor du einen Vertrag unterschreibst. Denn für den etwa dreifachen Mitgliedsbeitrag im Vergleich zu einem normalen Studio kannst du auch ein qualifiziertes, auf deine persönlichen Bedürfnisse abgestimmtes Training verlangen. Wenn du ganz genau wissen willst, warum du bei der Wahl deines Crossfit-Studios so pingelig sein und worauf du achten solltest, kannst du das bei Fit Strong Sexy nachlesen.
Also, worauf wartest du noch? Google doch einfach mal nach der nächsten Box in deiner Gegend und frag nach einem Probetraining! Und falls du noch Fragen hast oder mehr Infos brauchst, kannst du dich gerne an mich wenden! Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen!
Viele Grüße
Lotta
P.S.: Mehr von mir gibt es auf http://www.tri-it-fit.de/
Sehr angenehm zu lesender Artikel und das Thema wird hier auch sehr gut aufgegriffen. Crossfit ist etwas, was einfach jeder, der sich für Sport interessiert, einmal ausprobieren sollte.
Es ist eine super alternative für alle die einfach nicht gerne sich im Studio aufhalten oder einfach lieber in der Sonne trainieren.
Beste Grüße,
Alex von MM
Hi Alex,
dich musste ich wohl nicht mehr überzeugen! 😉 Und vielen Dank für die Blumen!
Beste Grüße,
Lotta
Ich selber war immer etwas kritisch gegenüber CrossFit eingestellt. Vor allem weil man natürlich immer diese „Kipping Pull Ups“ sieht oder dass bestimmte Übungen mit schlechter Technik ausgeübt werden. Aber ich habe dann doch mal über meinen Tellerrand geschaut und ich bin echt begeistert. Vor allem die Community ist super da. Also vor allem als Kraftsportler fehlt dieser Teil einfach häufig.
Hi Lukas,
schön, dass du schreibst! Man muss natürlich, wenn man vorankommen will, immer darauf achten, die Übungen sauber auszuführen. Und es gibt sicher auch schlechte Boxen und gute Studios. Die Anwesenheit eines gut ausgebildeten Trainers ist meiner Meinung nach der entscheidende Punkt, was Sicherheit und Trainingseffekt angeht. In Puncto Community haben die Boxen aber sicher den entscheidenden Vorteil! 😉
Die weiterin viel Spaß und Erfolg,
Lotta
Cooler Beitrag. Die Gemeinschaft ist echt das Allerwichtigste am CrossFit…ohne das Team würde ich meine Leistung oft sicherlich nicht erbringen können.
Hey Flo,
Danke für deinen Kommentar! Ja, du hast´s erfasst! In der Gemeinschaft kann man sich gegenseitig motivieren, pushen und gemeinsam umso mehr leisten!
Sportliche Grüße,
Lotta