Training bei Schmerzen - Der Kampf gegen Deinen Ehrgeiz Titelbild - den Ast absägen auf dem man sitzt

Training bei Schmerzen – Der Kampf gegen Deinen Ehrgeiz

Jeder kennt sie, Schmerzen. Manche erleben sie nur selten, andere wiederum leben tagtäglich mit ihnen. Solltest Du bei Schmerzen mit Deinem Training fortfahren? Ist dies sinnvoll?

Im Studio, aber auch im Alltag werde ich häufig gefragt, warum jemand an einer bestimmten Stelle Schmerzen hat und was er dagegen tun kann. Hier muss in erster Linie differenziert werden, was die Ursache für den Schmerz ist.

Oft komme ich mit gezielten Fragen dem Grund schnell auf die Spur. Aber es kann auch vorkommen, dass die Schmerzen, scheinbar ohne ein bestimmtes Ereignis, entstanden sind.

Ob Du mit Deinem Training weitermachen, aussetzen, oder vielleicht auf eine andere Trainingsvariante ausweichen solltest, werde ich Dir heute näher bringen.

Gehen wir erst einmal auf das Wort „Schmerzen“ ein.

 

Was sind Schmerzen

Schmerzen sind Signale des Körpers, nichts weiter. Der Körper sendet diese Signale an unser Gehirn, um uns eine entstandene, für den Körper nicht optimale Situation, zu schildern. Leider ist es die einzige Möglichkeit, die der Körper hat. Eine andere Art der Kommunikation existiert nicht.
Als Beispiel kann man hier Babys nehmen: Sie schreien. Sie schreien immer, wenn sie sich mitteilen wollen. Ob sie Hunger haben, ihnen etwas weh tut, oder sie einfach nur Aufmerksamkeit wollen. Schreien ist ihre einzige Art der Kommunikation, um etwas zu erreichen, genauso wie das Schmerzsignal beim Erwachsenen.

Die Schmerzqualität (brennen, stechen, ziehend, dumpf, hell) und die Schmerzintensität können helfen, die Ursache für die Schmerzen zu finden. Die Aussage über die Schmerzqualität sagt schon einiges über die Ursache des Schmerzes aus. Die Intensität dagegen hilft weniger, da diese subjektiv ist und das Schmerzempfinden eines jeden Einzelnen sehr stark variieren kann.

 

Ursachen für Schmerzen

Die Ursachen für Schmerzen sind natürlich breit gefächert. Abgesehen von den Offensichtlichen, wie Unfall, Bruch, „Hexenschuss“ oder bestätigte Erkrankung, können diese Gründe verantwortlich für Deine Schmerzen sein: Du hast…

  • Dich „verhoben“
  • Haltungsschäden durch die Arbeit oder Deinen Alltag
  • Zu wenig Wasser getrunken
  • Eine frühere Verletzung nicht ganz auskuriert

Auf das Training bezogen, hast Du:

  • Dich nicht aufgewärmt
  • Das neue Training zu schnell begonnen
  • Zu hohe Gewichte benutzt
  • Früher zu wenig Sport gemacht
  • Eine Übung gemacht, die für Deine Konstitution ungeeignet war
  • Die falsche Trainingsmethode gewählt

 

Was Du tun solltest

Das wichtigste bei Schmerzen ist: Hör auf sie! Oft werden sie unterdrückt, außer Acht gelassen. „Ach das wird schon“ ist keine seltene Einstellung. Dies kann aber böse Folgen haben.
Wenn Du versuchst, sie zu verdrängen, dann besteht die Gefahr, dass aus akuten Schmerzen chronische Schmerzen werden, mit denen Du dann leben musst. Natürlich besteht auch dann noch die Möglichkeit der Behandlung, aber die Dauer der Therapie und der Genesung ist weit größer, als wenn Du die Ursache von Beginn an bekämpft hättest.

Außerdem liegt die Leistung Deiner Muskulatur nicht bei 100%, wenn eine Schädigung vorliegt, egal wo im Körper!

 

Worauf Du achten solltest

  • Höre auf Deinen Körper. Er sendet Dir durch den Schmerz ein Signal, um Dir zu sagen, dass etwas nicht stimmt. Falls Du jetzt denkst „Das ist doch klar…“. Leider erlebe ich immer wieder, dass dies nicht jedem bewusst ist.
  • Weiche auf ein anderes Training aus. Es gibt so viele verschiedene Trainingsvarianten und –methoden. Solange nicht der gesamte Körper betroffen ist, kannst Du immer etwas tun. Achte aber auch beim Split-Training darauf, dass Du zur Unterstützung immer auch Muskeln mit einsetzt, die Du nicht aktiv trainieren willst.
  • Habe keine Angst vor Rückschlägen. Sport ist undankbar. Du quälst Dich lange Zeit, hast endlich etwas erreicht und dann musst Du aufgrund von Schmerzen pausieren. Sehr schnell baut der Körper die hart erarbeiteten Muskeln wieder ab.
    Weil Dir dies bewusst ist und Du nicht immer wieder von vorne anfangen möchtest, ignorierst Du die Schmerzen und trainierst weiter.
    Keine gute Idee, Du schadest Dir dadurch mehr als Du Dir hilfst!
  • Vermeide Ausweichbewegungen. Diese sind besonders gefährlich. Das betroffene Gelenk wird aufgrund der Schmerzen nicht endgradig (komplettes Bewegungsausmaß) bewegt. Du bzw. Dein Körper weicht automatisch auf die benachbarten Gelenke aus, um die gewollte Bewegung auszuführen. Durch Ausweichbewegungen entstehen Schonhaltungen, aus denen Haltungsschäden resultieren.
    Hier siehst Du, wie enorm wichtig es ist, die Ursache des Schmerzes so schnell wie möglich zu beseitigen.
  • Kenne Deine Grenze. Leichter gesagt, als getan. Steigere die Intensität des Trainings oder das Gewicht stetig, aber langsam. So gewöhnt sich Dein Körper an die Belastung und Du tastest Dich vorsichtig an Deine Grenze heran.

 

Meine Schmerz-Empfehlung an Dich

Die Drei-Tage-Regel. Der Körper beginnt sofort nach Beginn der Schädigung die betroffenen Strukturen zu reparieren. Je nach Schweregrad dauert dies natürlich unterschiedlich lang. Es heißt, dass es bis zu 3 Tagen dauern kann, bis eine Heilung bzw. Veränderung spürbar wird. Ab dem dritten Tag sollte eine Linderung der Schmerzen eintreten.
Sollte dies nicht der Fall sein und die Schmerzen bleiben gleich stark bzw. werden noch stärker, lautet mein Rat: Suche einen Arzt auf! Ohne den Grund für Deine Schmerzen zu kennen, kannst Du Dir durch ein weiterführen des Trainings eher schaden, als helfen.

 

In diesem Sinne, bis nächsten Donnerstag,
Sig-Dustin-2
Vergiss nicht: Ob Training oder Ernährung, Deine Gesundheit steht immer an erster Stelle!

4 Kommentare

  1. Hi Dustin,

    ja beim Thema Schmerzen und Training war ich in der Vergangenheit auch häufig unvernünftig. „Den Schmerz weg trainieren“ und solche Sprüche habe ich früher häufig gelesen und das Motto „No Pain, No Gain“ auch vollkommen falsch interpretiert 😉 Ursachen für die Schmerzen waren sicher unglückliche Technik mit überschätzten Gewichten. Besonders die Knie und Schultern waren meine kritische Zonen, haben sich aber zum Glück nie zu chronischen Problemen entwickelt.

    Vor kurzem habe ich mir die Schulter noch mal ein wenig bei Kniebeugen verletzt, als ich die Langhantel nicht sicher genug abgelegt habe. Beim nächsten Training habe ich die Kniebeuge kurz angetestet, aber schon während des Aufwärmens abgebrochen und die Übung für eine Woche ausgesetzt. Nach der einen Woche war wieder alles wunderbar!

    Deshalb auch von mir noch als ergänzenden Tipp: Wenn man sich bei einer Übung unsicher ist, einfach erstmal die leichten Aufwärmsätze absolvieren und vorsichtig antesten, wie der Schmerz sich in der betroffenen Stelle entwickelt hat.

    Dustin, ich finde der Artikel ist wieder richtig gut gelungen und enthält wichtige Infos für alle, die im Gym den Helden markieren wollen (wo ich mich auch zuzählen muss) 😉
    Den Punkt mit dem Vermeiden von Ausweichbewegungen finde ich besonders wichtig, da wir doch oft dazu neigen einfach irgendwie weiter machen zu wollen. Bloß keine Schwäche zeigen. Die Folgen hiervon treten leider oft erst später auf.

    Beste Grüße
    Tony

    • Moin Tony!

      Danke für Dein Feedback.

      Ganz genau. Und die Gefahr von Verletzungen bei freien Übungen ist dann noch höher, als bei geführten Bewegungen am Gerät. Aber ich schätze mal, dass Dir das mit den Kniebeugen so schnell nicht wieder passiert, oder?! 😉

      Dein Tipp mit den Aufwärmsätzen ist absolut Gold wert. Leider machen das viele nicht. Manchmal kommen sogar Leute ins Studio, flitzen von einer Übung zur anderen, packen möglichst viel Gewicht drauf um schnell fertig zu sein, und Zack sind sie wieder weg.
      Dass sie dann mal ankommen und nach Rat fragen, da sie doch so komische Schmerzen in der Schulter haben… Das die sich dann noch wundern…

      Ich habe auch mit Jahn dieses Thema besprochen. Daher werden in Zukunft noch ein paar Artikel über Schmerzen und Training erscheinen, dann speziell auf die einzelnen Gelenke.

      Dann weiterhin viel Spaß beim Training, und immer schön aufpassen! 🙂

      Viele Grüße,
      Dustin

  2. Sehr guter Artikel,
    finde ich grundsätzlich gut. Allerdings gibt es auch Physiotherapeuten die sehr gut ausgebildet sind, als Anlaufstelle wenn es nach dem 3. Tag nicht besser ist.

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